Prag, die goldene Stadt an der Moldau, bietet seinen Besuchern eine malerische Architektur. Doch die Hauptstadt der Tschechischen Republik hat nicht nur viele optische Facetten sondern bietet auch VeganerInnen ein reichhaltiges Angebot.
Was plant man also vor solch einem Trip? Bei einer geplanten Reise ist es in der Regel ratsam, sich bereits im Vorfeld mit den veganen Möglichkeiten der Stadt zu beschäftigen. Hierbei ist zum Beispiel die Webseite von Happy Cow sehr hilfreich, die auch eine Smartphone-App zur Verfügung stellt. Man sollte sich allerdings nicht nur auf diese App verlassen, denn sollte kein Internet zur Verfügung stehen, ist man schnell aufgeschmissen. So war es bei uns, denn das WLAN im gebuchten Hotel funktionierte nicht und so mussten wir uns auf eine andere Prag-App verlassen, die zum Glück allerdings einige der Restaurants ebenfalls beinhaltete.
Der erste Tag in Prag
Zunächst stellten wir also fest, dass wir die Happy Cow App getrost vergessen konnten. Was wir als nächstes feststellten war, dass man in den Straßenbahnen, die einen in Prag überall hinbringen, sowie an einem Großteil der Haltestellen keine Tickets kaufen kann. Da wir im Vorfeld mehrfach gewarnt wurden, als Touristen in Prag Taxi zu fahren, machten wir uns also auf den etwa 1 1/2 stündigen Fußmarsch in die Prager Innenstadt, wo wir dann an einer Metro-Station endlich eine Servicestelle fanden, die uns Tickets verkaufte. Es gibt hier unter anderem auch 3-Tages-Tickets, die mit knapp 10€ relativ günstig sind. Man kann hiermit alle Metro-, Bus- und Tramlinien nutzen.

Das loVeg in Prag
Da das Restaurant im obersten Stockwerk war, mussten wir zunächst 2 Etagen höher. Oben angekommen erwartete uns eine sehr ansprechende Lokalität die zwar eher schick eingerichtet war aber keineswegs zu nobel wirkte. Das Restaurant geht über 2 Stockwerke und hat im oberen noch eine kleine Dachterrasse. Wir wurden allerdings im ersten Stockwerk platziert. Die Bedienung sprach gutes Englisch, so dass die Kommunikation nicht schwer fiel. Die recht übersichtliche Speisekarte bietet keine riesengroße aber eine ausreichende Auswahl an Gerichten der verschiedensten Esskulturen. Einen Einblick in die zweisprachige Speisekarte kann man auf der Webseite des Restaurants erhalten. Wir entschieden uns an diesem Abend für den loVegburger sowie das leicht scharfe Chimichurri sowie einen Käsekuchen zum Nachtisch. Das gesamte Essen war lecker und auch der Preis war durchaus angemessen. Man sollte zwar nicht dem Irrglauben aufsitzen, dass man in Prag für sehr wenig Geld essen und trinken könne, dennoch zahlt man in heimischen Gefilden in einem vergleichbaren Restaurant wohl knapp das Doppelte.
Die exakte Adresse vom loVeg lautet Nerudova 36 und das Restaurant ist am einfachsten zu erreichen, wenn man mit der Tram zur Haltestelle »Malostranské náměstí« fährt.
Nach dem Besuch im loVeg kann man noch tiefer ins Burgenviertel vordringen, was wir trotz später Stunde taten. Wie sich herausstellte war dies alles andere als ein Fehler, denn die alten Gemäuer in diesem Stadtteil sind des Nachts anschaulich beleuchtet und von weitaus weniger Touristen besucht, als tagsüber. Unser eigentliches Ziel, das Goldene Gässchen fanden wir an diesem Abend zwar nicht mehr, allerdings hat der Ausblick von dem hoch gelegenen Viertel über die Goldene Stadt bei Nacht uns dafür ausreichend entschädigt.
Tag 2: Dienstag
Mit dem Frühstück und der Tagesverpflegung haben wir es uns selbst recht einfach gemacht, indem wir uns einfach in einem Kaufland, der in der Nähe unseres Hotels lag, Brötchen, Obst, Gemüse und etwas Marmelade einkauften. In Prag gibt es zudem auch einen Veganz, den wir allerdings nicht finden konnten und es konnte uns auch niemand sagen, wo sich dieser befindet.
Den 2. Tag nutzten wir für allgemeines Sightseeing in einer recht vollen Touristenmetropole. So auch für eine kleine und überteuerte Rundfahrt über die Moldau. Auch einen Besuch im jüdischen Viertel der Stadt ließen wir uns nicht nehmen. Doch bereits da merkten wir allmählich, das Prag leider alles andere als günstig ist. Man wird überall zur Kasse gebeten und das nicht gerade zu knapp. So waren wir nach dem Besuch der bereits im 13. Jahrhundert erbauten Altneu-Synagoge, die nicht mehr oder weniger als einen Raum beherbergt, für den man einen stolzen Preis von 8€ pro Person zahlt, so bedient, dass wir die restlichen, jüdischen Sehenswürdigkeiten nicht mehr bezahlen wollten. Leider, denn es gibt hier mit dem jüdischen Friedhof und einigen weiteren Synagogen noch wahre Schmuckstücke – nur eben alles eine Frage des Geldes.

Burger im Vegan City
Ein paar Ecken weiter, in der Seifertova 13, befindet sich allerdings auch das Secret of Raw, ein reines und fast komplett veganes Rohkost-Restaurant. Da wir ja nun allerdings schon gegessen hatten, haben wir es nur kurz aufgesucht und angeschaut. Es wäre vermutlich die bessere Alternative gewesen. Zudem bietet das Secret of Raw auch ein kleines Verkaufsregal für vegane Lebensmittel.
Zurück an der Metro-Station »Florenc« suchten wir noch kurz den dort befindlichen Billa-Supermarkt auf. Ein freundlicher Prager übersetzte uns dann die Zutatenliste von einigen Sojaprodukten um sicherzugehen, dass nicht Ei oder sonstiges darin ist. So hatten wir für den nächsten Tag auch Würstchen, denn an diesem Tag hatten wir einen längeren Ausflug vor.
Mittwoch: Besuch in Theresienstadt

Der Friedhof vor der kleinen Festung Theresinstadts
Wie bereits bei unserem Besuch in Krakau im März stand auch diese Reise im Sinne Deutscher Geschichte. So war es für uns selbstverständlich, wenn man schon einmal in Prag ist, auch einen Ausflug nach Theresienstadt zu machen. Das ehemalige Konzentrationslager mit angrenzendem Ghetto befindet sich knapp 1 Stunde Autofahrt entfernt von Prag und wird von diversen Unternehmen angefahren. Ein Besuch dort ist jedem Prag-Besucher ans Herz zu legen. Wenngleich Theresienstadt auch weniger Tote forderte als einst Auschwitz, ist es auch hier teils schwer erträgliche Kost. Unser Besuch führte uns von der kleinen Festung, die als Gefängnis und KZ diente, über das ehemalige Ghetto inklusive dazugehörigem Museum hin zum alten Krematorium mit angrenzendem Friedhof. Ein beeindruckender und zugleich bedrückender Tag.
Da unser Ausflug nach Theresienstadt leider 4 Stunden später startete, als es uns per E-Mail angekündigt wurde, blieb zuvor allerdings noch Zeit, die Innenstadt von Prag zu erkunden. So kamen wir unter anderem zunächst zum Platz der Republik (Náměstí Republiky), wo sich neben diversen anderen Geschäften zum gewöhnlichen Shopping auch das Palladium, ein Einkaufszentrum befindet. Bereits am ersten Tag hatten wir einen DM entdeckt, diesen allerdings nicht weiter in Augenschein genommen. Im Palladium fanden wir erneut einen und waren froh, dort auch allerlei Produkte der Marke Alnatura zu entdecken. Das machte es uns natürlich leichter, ein Frühstück zusammenzustellen. Mit diesem machten wir es uns also zunächst an der Moldau gemütlich, ehe es dann gegen 14 Uhr nach Theresienstadt ging. Da unser Trip nach Theresienstadt eine Weile dauerte, waren wir mit hungrigen Mägen erst gegen 19:30 wieder in Prag.

Loving Hut im Prager Zentrum
Das Loving Hut einer Sekte gehört, merkt man in Prag weitaus weniger als beispielsweise in Hamburg. Es gibt dort, wenn überhaupt, ein kleines Regal mit Büchern und das war auch schon alles. Ansonsten gibt es eine sehr umfangreiche, asiatische Speisekarte und eine nette, ansprechende Einrichtung. Die Bedienung in diesem Loving Hut war zudem sehr freundlich und sprach auch sehr gut Englisch. Weder die Lokalität an sich noch das Essen sind vergleichbar mit der uns bekannten Hamburger Variante der Kette. Das Essen war inklusive Vorspeise sehr reichhaltig und sogar etwas zu viel. Zudem war es günstig und so kann man mit gut gefülltem Magen – und wenn man möchte mit einem Eis von Valsoia – das Restaurant wieder verlassen. Da am nächsten Tag Feiertag war sagte man uns, dass dieser Loving Hut geschlossen hatte. Wir entschieden uns also, am Folgetag einen aufzusuchen, der geöffnet hatte.
Tag 4: Der Abschied

Ente im Loving Hut Schnellrestaurant
Da wir uns bereits am Vortag entschieden hatten, erneut einen Loving Hut aufzusuchen, ging es diesmal mit der Metro zur Station »Anděl«, in deren Nähe sich das Einkaufszentrum Nový Smíchov befindet. Im 2. Stock des Centers befinden sich diverse Schnellrestaurants, so auch eines von Loving Hut. Dieses war erstaunlich gut besucht und neben der normalen Karte gab es auch Buffet sowie Getränke der Marke fritz. Essen und trinken für VeganerInnen also leicht gemacht. Auch hier war die Atmosphäre sehr nett, obwohl es sich lediglich um ein Schnellrstaurant handelte und des weiteren war das Bestellen auf Englisch erneut kein Problem. Wohl ein Vorteil der Tatsache, dass Prag eine Touristen-Metropole ist.
Ein Fazit
Prag, eine architektonisch wunderschöne Stadt mit vielen, sehr alten und sehr ansehnlichen Gebäuden, ist zugleich leider eine Stadt der Nepper. An jeder Ecke erwarten einen Touristenfallen von dubiosen Straßenhändlern aber auch an den seriösen Orten wird in dieser Stadt kräftig die Hand aufgehalten. Wir persönlich waren davon nach 4 Tagen wenig angetan – oder auf den Punkt: Ziemlich genervt. Ein Besuch in Prag ist nur dann zu empfehlen, wenn man sich vorher über die Kosten im Klaren ist. Es ist zwar in 4 Tagen schwer, sich all die Sehenswürdigkeiten anzusehen, doch ob man das überhaupt muss, ist eine andere Frage.
Was allerdings positiv erwähnt werden muss ist, dass Prag eine durchaus veganfreundliche Stadt ist. Neben den von uns besuchten Lokalitäten gibt es noch einige weitere, rein vegane aber auch vegetarische mit veganem Angebot. Zudem erleichtern es einem Läden wie Kaufland oder DM, sich selbst zu versorgen. Inwiefern man diese Globalisierung unterstützen möchte ist hier die andere Frage, denn die aus den heimischen Pendants bekannte, deutschen Waren kommen auch nicht etwa aus Werken in Tschechien sondern eben tatsächlich aus Deutschland. Es wird sich hier häufig nicht einmal die Mühe gemacht, die Verpackungen dem ausländischen Markt anzupassen, so dass sowohl Zutatenliste als auch Produktnamen und -beschreibungen in deutscher Sprache auf den Artikeln stehen. Das ist eine zumindest fragwürdige Praxis.
Aber auch ohne diese Geschäfte ist es durchaus möglich, sich vegan zu ernähren. Sei es durch die hohe Anzahl an Restaurants oder eben auch durch ein, wenn auch kleines, veganes Sortiment in tschechischen Supermarktketten wie beispielsweise »Billa«. Wenn man der tschechischen Sprache nicht mächtig ist einfach mal den Mut zusammen nehmen, und jemanden fragen.